Im Namen der Kunst (Alles Mögliche)

29.05.2005
Zur Werkgruppe von Andreas Paeslack

Die Arbeiten von Andreas Paeslack drehen sich um den Kunstbegriff mit all seinen Deutungen und Begriffsbestimmungen, den Vereinbarungen und Wertbildungen in der bildenden Kunst.

In seinem Projekt „Im Namen der Kunst“ stellt er die Frage: Was wird im Namen der Kunst in die Welt gesetzt? Er thematisiert die paradoxe Gegebenheit, dass sich die unterschiedlichsten (Produktions-/Markt-) Bereiche und Kunstrichtungen einen Namen teilen, sich aber kaum um abgrenzende, eigenständige Begriffsbestimmungen bemühen – auch nicht innerhalb der zeitgenössischen Kunst, die wiederum in sich selbst heterogene Bereiche und inhaltlich/formal/konzeptionell gegeneinander stehende Positionen unter einer Kennzeichnung versammeln.

Andreas Paeslack geht von der etymologischen Teilung des Kunstbegriffs aus, der (nach J. Trier) ursprünglich für das Wissen (artes liberales) stehend, von den Handwerkern (Praktikern) vereinnahmt wurde, bevor er sich spaltete: in die angewandten und in die freien Künste. Er stellt damit die Stichhaltigkeit des Begriffes und das Rechthaben der Begriffsnutzer grundsätzlich infrage. Wird das, was im Namen der Kunst produziert und präsentiert wird, seinem Namen gerecht?

Um den Begriff zu orten, hat Paeslack im Berliner Stadtbild Kunst-Schriftzüge fotografiert (Kunstmaler- und Kunstgalerie-Namenstafeln, Kunstkurse-Plakate, Koch-, Licht- und Haarkunst-Ladenschilder usw.). Um Kunst zu begreifen, hat er alles gesammelt, was Kunst im Warennamen führt (vom Kunstdruck über das Kunstauge bis zum Kunststoffreiniger) und auf dem Buchrücken (von Kunstgeschichte-Wälzern über Erotische-Kunst-Bändchen bis zu Kriegskunst-Bänden) trägt. Um den Nachweis zu führen, dass es Kunst gibt, hat er alle (1.074), in den öffentlichen Telefonbüchern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz erfassten Adressen mit Familiennamen Kunst angeschrieben. Die Anfrage erbrachte rund 170 Paßbilder und viele Originaldokumente – von Geburtsurkunden über Reisepässe bis zur Kreditkarte.

Die weit gefasste Begriffsverwendung von Kunst exemplifiziert Paeslack anhand des Internets: 556.000 Treffer bei der Bildsuche „Kunst“ in Google (Stand März 2005). Sein Resümee: Kunst ist alles Mögliche. Der Kunstbegriff ist vogelfrei! Frei wie die freien Künste. Frei von freiheitsgeeigneten Bestimmungen zur Selbstbestimmung ... 

(PF)